Montag, 23. Mai 2016

Umfragen und wie man sie sich zurechtbiegen kann

Seit Monaten liest man beispielsweise bei Spiegel Online einen Werbeartikel für Hillary Clinton nach dem Anderen. Was mir dabei immer wieder auffällt, ist die einseitige Deutung von Umfrageergebnissen.

Nimmt man den aktuellen Artikel, so sieht Autor Roland Nelles auch hier Hillary Clinton als sicherer Sieger einer Wahl gegen Donald Trump. So ist es zwar richtig, dass demokratische Kandidaten einen deutlichen Vorteil aufgrund der Stammwähler haben. Gerade in bevölkerungsreichen Staaten, ausgenommen Texas, haben die Demokraten leichteres Spiel, was ihnen eine gute Anzahl an Wahlmännern sichert.

Was aber der Artikel nicht berücksichtigt ist, dass Hillary Clinton in genau diesen Staaten weniger Unterstützer hat als Bernie Sanders. Clinton punktete vor allem in eher konservativen Staaten, welche wiederum bei der eigentlichen Wahl eher für republikanische Kandidaten stimmen. Beispiel hierfür wäre Texas, es gibt aber auch Gegenbeispiele wie New York. Aber auch in sogenannten Swing States wie Florida, welcher im Artikel als sicher für Clinton erwähnt wird, ist das Ergebnis keinesfalls sicher.

Am Ende also kann niemand voraussagen wer momentan die besseren Karten hätte um Präsident zu werden. Alles was man machen kann ist spekulieren. Dann aber bitte so, dass dies auch deutlich wird.

Ohne Superdelegierte der Demokraten hätte Clinton ohnehin keinen derart großen Vorsprung vor Sanders. Würde man Sanders als Kandidaten der Demokraten wählen, so wären die momentanen Prognosen durchaus besser, was einen demokratischen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen angeht. 

Übrigens hat Sanders in West Virginia jeden Wahlbezirk für sich gewinnen können! Es besteht also noch Hoffnung.



Eines meiner Lieblingsthemen ist auch mal wieder dabei. Wie der Spiegel schreibt, zahlen Berliner Start-Up-Unternehmen Frauen 25% weniger als Männern.
Jung, hip, kreativ und dabei progressiv? Wenn es ums Gehalt geht, behandeln deutsche Start-ups ihre Mitarbeiter auch nicht fairer als klassische Unternehmen - im Gegenteil. Das mittlere Einkommen männlicher Vollzeitangestellter in Berliner Start-ups liegt bei 3333 Euro, weibliche Angestellte kommen im Mittel auf 2500 Euro.
Was der Bericht dann aber offen lässt ist der Grund für diese unterschiedliche Bezahlung. Kein Wort zur Qualifikation, zur Berufsgruppe oder Art der ausgeführten Arbeit. Was also ist der Zweck eines derart nichtssagenden Artikels? Reine Propaganda. Hier wird mal wieder versucht den Leser für dumm zu verkaufen und Stimmung für sogenannte "Gleichstellungs"-maßnahmen gemacht. Die Statistik wie sie hier im Artikel wiedergegeben wird ist nichtssagend und nutzlos.

Dabei bietet die Studie durchaus Hinweise auf die Ursache dieses Gender Pay Gaps. So waren 70% der Befragten Männer und gerade einmal 30% Frauen. Auch die Berufswahl spielt offenbar eine Rolle. Es wird festgestellt, dass in gewissen Berufen eine größere Gehaltssteigerung möglich ist als in anderen. Auch die Empfehlung für eine bessere Gehaltsverhandlung zeigt, dass auch hier unterschiedliche berufliche Entscheidungen Grund für den Gehaltsunterschied sind.



Studien können fast immer unterschiedlich interpretiert werden. Ein schönes Beispiel lieferte neulich der Bayerische Rundfunk. Politisch unabhängig wie unsere öffentlichen Sender sind, zieht der BR bei seiner Umfrage ein eher positives Ergebnis. Schaut man nun aber bei Spiegel Online wie die Studie dort interpretiert wird, so sieht man gleich anhand der Überschrift, dass hier ein anderer Punkt mehr Gewichtung findet als beim BR.

Wichtig ist es daher die Studie einmal selbst betrachtet zu haben. Hier fällt auf, dass es vor allem was das Alter der Befragten betrifft deutliche Unterschiede gibt. So verliert der ÖRR bei allen Altersgruppen außer den über 60-Jährigen teilst massiv an Vertrauen. Grund hierfür ist sicherlich der unveränderte Konsum von Medien durch ältere Menschen. Während jüngere Altersgruppen sich bspw. vermehrt im Internet informieren, schaut die ältere Generation nach wie vor Tagesschau.

Wenn in der Studie 57% der 18 bis 19- Jährigen angeben, öffentlich- rechtliches Fernsehen sei von den Mächtigen gelenkt, dann ist dies durchaus ein ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem. Auch die beinahe gleichen Werte bei der Frage, ob das ÖRF die Mächtigen im Land eher stützt oder kontrolliert, zeichnet ein trauriges Bild. Ein derartiges Arbeitgeber/-nehmer Vertrauensverhältnis wäre anderswo undenkbar.

Und wenn die ÖR dann Artikel veröffentlichen, welche der Bevölkerung geradezu ins Gesicht spucken und aktuell wichtige Themen versuchen lächerlich zu machen, oder schlichtweg Berichterstattung inszenieren, so hilft das der Glaubwürdigkeit auf keinen Fall.


Update 23.05.:

Da ich den Artikel bereits vor einigen Tagen geschrieben hatte, hier gleich noch ein Update zur aktuellen amerikanischen Wahlprognose:


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